#110 - Zwischen Plan und Realität

„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen.“ (Sprichwort)

 

Manchmal reicht es schon, einen Zeitplan zu machen, damit alles aus dem Ruder läuft … denn wie der Physiker und Kognitionswissenschaftler Douglas Hofstadter es sinngemäß formuliert hat:

„Alles dauert länger als erwartet – selbst wenn man das im Vorfeld berücksichtigt.“

Warum ist das so?

  • Wir unterschätzen, wie komplex Aufgaben in der Umsetzung sind.
  • Unerwartetes passiert.
  • Unser Energielevel ist nicht konstant.
  • Und manchmal wollen wir schlicht zu viel auf einmal.

Dahinter stecken psychologische Phänomene wie der Planungsfehlschluss und der Optimismus-Bias: Wir überschätzen systematisch, was wir in kurzer Zeit leisten können – und unterschätzen, was dabei alles dazwischenkommt.

Und dann wirkt da noch ein anderer Effekt, der oft übersehen wird – das Parkinsonsche Gesetz:

„Arbeit dehnt sich genau in dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“

 

Auch hier gibt es nachvollziehbare psychologische Gründe:

  • Ohne klare Begrenzung fehlt der Fokus.
  • Aufgaben wirken größer, wenn sie viel Raum bekommen.
  • Energie zerstreut sich – es entsteht ein träger Einheitsbrei aus Aufschieben und Perfektionismus.
  • Erst ein mittleres Maß an Anspannung bringt uns in den Flow (Yerkes-Dodson-Gesetz).

Klingt widersprüchlich? Ist es auch – auf den ersten Blick.

Denn:


➔ Planen wir zu großzügig, verlieren wir Fokus, schieben auf, verheddern uns in Perfektionismus.


➔ Planen wir zu knapp, holt uns Hofstadters Gesetz ein – und die Aufgabe wird zur Überforderung.

 

Vier einfache Strategien, die dir helfen können


Zwischen zu viel und zu wenig Zeit liegt ein schmaler Grat. Doch mit ein paar klugen Strategien kannst du die Balance halten – zwischen Struktur und Flexibilität, zwischen Fokus und Gelassenheit.

1. Plane bewusst schlank – mit realistischer Untergrenze


Nutze das Pareto-Prinzip: In welcher Zeit könntest du mindestens 80 % der Aufgabe gut erledigen? Mach genau das zu deinem Richtwert – nicht das Maximum.

So bleibt der Fokus klar, ohne dass du dich im Perfektionismus verlierst.

2. Baue gezielte Puffer ein – aber nicht direkt danach


Vermeide, das Zeitpolster gleich mit einzuplanen. Besser: Am nächsten Tag ein kleines, fixes Zeitfenster für Revision und Unerwartetes blockieren.

Tipp: Wenn Hofstadters Gesetz zuschlägt, streiche lieber den letzten Feinschliff, als dich zu überfordern.

3. Trenne Rohfassung und Feinschliff – zeitlich und gedanklich


Versuche nicht, kreativ zu denken und gleichzeitig alles zu perfektionieren. Starte stattdessen mit einer Rohfassung, am besten an einem eigenen Tag.
Den Feinschliff machst du später – mit klarem Kopf und innerem Abstand.

Warum?

  • Kreatives und kritisches Denken brauchen unterschiedliche Energie.
  • Abstand schafft frische Perspektiven.
  • Und kleine, abgeschlossene Etappen motivieren mehr als eine endlose Dauerbaustelle.

4. Nutze „freundlichen Druck“ statt Panik


Plane im Anschluss an deine Arbeitszeit einen Termin, den du nicht gerne, aber zur Not verschieben würdest – z. B. ein Treffen oder einen Sportkurs.

So hältst du den Druck moderat, ohne in Stress zu geraten – und bleibst trotzdem konzentriert bei der Sache.

Fazit: Perfekte Planung? Gibt’s nicht.

Aber mit einem wachen Blick auf Zeitverhalten, Energie und Fokus kannst du Aufgaben deutlich entspannter bewältigen – und dabei deinen inneren Hofstadter wie auch deinen inneren Parkinson im Zaum halten.

  • Genug Struktur, um ins Tun zu kommen.
  • Genug Luft, um flexibel zu bleiben.
  • Und genug Humor, um dran zu bleiben.

Wie geht’s dir mit dem Thema Zeitplanung? Hast du eher zu viel Luft – oder zu wenig?