#54 - IMMER oder NIE ... wirklich?!

Kontruktives Antworten auf Vorwürfe

 

„Du bist IMMER so schnell beleidigt!“ oder „NIE tust du, was ich sage!“ … ich habe zwar gerade keine Statistik zur Hand, gehe aber mal davon aus, dass IMMER und NIE die mit am häufigsten benutzten Wörter bei Vorwürfen und Streitigkeiten sind – egal ob in Familie, Partnerschaft, in der Schule oder auch im Beruf.

 

Sie teilen die Welt so schön in schwarz-weiß ein, in Recht und Unrecht und lassen erst einmal keinen Raum für Annäherungen oder Erklärungen. Meist reagiert der Angeschuldigte dann ja auch entsprechend und die Situation eskaliert immer weiter.

 

Wie kommst Du also aus dieser Spirale raus?

 

Wenn Du merkst, dass in einer Diskussion Vorwürfe fallen, die die beiden besagten Wörter enthalten, kannst Du sie mit folgendem Trick aufgreifen:

 

IMMER = In Manchen Momenten ERst einmal

 

NIE = Nicht Immer Einfach nur

 

 

also z.B. „Du bist immer so schnell beleidigt!“ - „Ja, in manchen Momenten reagiere ich erst einmal beleidigt. Lass uns mal schauen, was dieses Mal dazu geführt hat ...“

 

oder „Nie tust du, was ich sage!“ - „Das stimmt, ich tue nicht immer einfach nur das, was du sagst. Jetzt gerade wollte ich erst noch probieren, ob ...“

 

Also: Die Beobachtung des anderen aufgreifen, mit den beiden „Merkregeln“ abmildern und damit zur aktuellen Situation zurückkommen. Dann entsteht auch der nötige Raum dafür zu schauen, was wirklich gerade los ist, ohne alle möglichen Situationen aus der Vergangenheit wieder aufzuwärmen.

 

Wenn sich der andere erst einmal nicht darauf einlässt, kannst Du auch gezielt nach Ausnahmen suchen, also nach Situationen, die dem IMMER und dem NIE widersprechen. Was war damals anders? Was hat z.B. dazu geführt, dass Du dort nicht beleidigt reagiert hast oder das Du getan hast, was der andere von Dir wollte?

 

Ein weiterer Vorteil von diesem kleinen Trick ist, dass Du selbst bei Konflikten nicht mehr so automatisiert reagierst, sondern ein feineres Gespür für die Wörtchen IMMER und NIE entwickelst und sie dann vielleicht auch selbst weniger gebrauchst.