Man sagt ja, Ratschläge seien auch Schläge – daher hat George Couteline sicher Recht, wenn er rät, dass wir ihnen gegenüber ein bisschen misstrauisch sein sollten.
„Du musst doch einfach nur …“ oder „Ich an Deiner Stelle würde …“ - wie oft kommt danach wirklich etwas, dass uns weiterbringt? Und wie oft kommt so etwas, ohne dass wir darum gebeten haben,
sondern vielleicht einfach nur erzählen wollten, wie es uns geht und was uns gerade beschäftigt?
Ich denke, dass uns ein Rat nicht sonderlich viel bringt, wenn bei uns ganz viele „Ja, aber ...“ auftauchen – also wenn wir das Bedürfnis haben, uns zu rechtfertigen – oder uns einfach nur als
Versager fühlen.
Und eigentlich sagt diese Form von Ratschlägen mehr über den aus, der sie gibt – nämlich z.B. dass er sich souverän fühlen möchte oder dass er nicht aufmerksam zuhört, sondern das Gespräch lieber
auf sich lenkt.
Ja, zugegeben, auch die Seite kenne ich aus eigener Erfahrung. Gerade im beratenden Bereich und vor allem auf Instagram & Co wollen wir ja auch coole und nützliche Tipps heraushauen, um
unsere Kompetenz zu unterstreichen … und viele Erfolgscoachs mit DEM Geheimrezept für alles setzen einen da ja auch ganz schön unter Zugzwang.
Deswegen ist es um so wichtiger, den zweiten Teil des obigen Zitats zu beherzigen. Hält die Person mit den guten Ratschlägen sich denn selbst daran? Was weiß ich über sie? Ist die Person ein
gutes Beispiel? Ist sie mit dem krass disziplinierten Tagesablauf mit Morgenmeditation, Power-Workout, täglicher Dankbarkeitspraxis, veganem Ernährungsplan, Zusatzstudium und selbstständiger
Nebentätigkeit so richtig glücklich?
Bitte nicht falsch verstehen – ich finde nichts daran schlecht und würde manches auch gerne (noch) mehr in meinen Alltag integrieren. Aber wenn Dir jemand das Gefühl gibt, ein Versager zu sein
oder Dein Leben nicht im Griff zu haben, dann ist er vielleicht nicht der passende Ratgeber für Dich.
An wem orientierst Du Dich und wen fragst Du gerne um Rat?
