Wer kennt das nicht? Du hast die perfekte Lösung parat, redest auf den anderen mit Engelszungen ein und trotzdem tut sich nichts: Das Kind lernt einfach nicht noch mehr für die Schule, obwohl die
Noten den Bach runter gehen, der Kumpel lässt schon das fünfzehnte Semester verstreichen, ohne auch nur eine Prüfung abgelegt zu haben, die beste Freundin jammert immer noch, dass sie keinen
Freund findet, hat aber nicht ein einziges Mal das von Dir für sie eingerichtete Profil auf einer Dating-Plattform genutzt … Was sollst Du denn noch alles tun?! … Und wer hat hier eigentlich das
Problem?
Hier ein paar Fragen, die Du Dir und Deinem Gegenüber stellen kannst:
1.) Fragen nach der Motivation: Wie problematisch ist das Problem überhaupt für sie oder ihn? Gibt es eine Vorstellung davon, wie das Leben ohne das Problem aussähe? Was wäre
daran attraktiv? Oder umgekehrt: Was müsste passieren, damit was passiert? Was würde den Leidensdruck erhöhen?
2.) Fragen nach dem Nutzen: Welchen Vorteil hat es für sie oder ihn, das Problem beizubehalten? Was an einer möglichen Lösung erscheint gerade schmerzhafter als mit dem Problem
zu leben?
3.) Fragen nach dem verborgenen Schatz: Wie schafft es Dein Gegenüber, mit dem Problem (schon so lange) zu leben? Welche Ressourcen verstecken sich dahinter? Wie könnten die zu
einer Lösung führen?
4.) Fragen nach der Angemessenheit der Lösung: Was an der angebotenen Lösung passt nicht? Ist es vielleicht nur Deine Lösung und nicht seine oder ihre?
5.) Fragen nach dem eigenen Anteil: Warum ist es Dir überhaupt so wichtig, dass Dein Gegenüber das Problem löst? Und wie trägst vielleicht gerade Du dazu bei, dass sie oder er
das Problem nicht lösen will?
Gerade die letzte Frage ist für viele von uns besonders spannend, insbesondere wenn wir im beratenden bzw. allgemein im helfenden Bereich unterwegs sind.
Wie geht es Dir damit, wenn Dich jemand aufsucht oder geschickt wird, letztlich aber an seinem Problem nichts ändert? Kannst Du das Problem bei ihm belassen oder machst Du es zu Deinem Problem?