#38 - Was habe ich 2020 gelernt?

5 Gründe warum 2020 kein verlorenes Jahr ist

 

Ein herausforderndes Jahr liegt hinter uns allen und immer wieder lese ich von Sorgen, dass unsere Kinder und Jugendliche durch Distance Learning und Schulschließungen abgehängt werden und quasi eine „Generation Corona“ entsteht, der wichtige schulische Grundlagen fehlen und die es dadurch viel schwerer im Leben haben wird.

Sicherlich sind bei vielen Schülerinnen und Schülern fachliche Inhalte in diesem Jahr kürzer gekommen als normal und ich gebe zu, dass ich mich auch manchmal bei Sorgen ertappe, wenn ich auf die kommenden Abiturprüfungen blicke oder bei Schülern in der Mittelstufe merke, dass mehr Lücken da sind als gewöhnlich. Aber zu lamentieren oder Druck zu machen, macht die Situation auch nicht besser!

Daher lohnt sich vielleicht zum Abschluss des Jahres einmal ein Blick darauf, was es in diesem Jahr alles zu lernen gab, das sich nicht so direkt in konkretem fachlichen Wissen widerspiegelt, aber dennoch für die Zukunft sehr hilfreich sein kann:

1.) Mehr Eigenständigkeit beim Beschaffen von Informationen. Normalerweise bekommt man in der Schule alle nötigen Informationen im Unterricht serviert und lernt erst später an der Uni, sich eigenständig in neue Themen einzuarbeiten und nach nützlichen Quellen zu suchen. Dieses Jahr war das auch schon sehr oft von Kindern und Jugendlichen gefordert, die natürlich erst einmal damit überfordert waren. Aber wie hat sich das im Laufe des Jahres entwickelt? Gab es da vielleicht irgendwelche Fortschritte?

2.) Mehr digitale Kompetenzen. Auch wenn der digitale Unterricht noch sehr holprig verläuft, haben eigentlich alle Schüler gelernt, ihre Smartphones, Tablets und Computer nicht nur zum Spaß, sondern auch zum Arbeiten zu nutzen. Oft beschäftigen sich erst Oberstufenschüler zum ersten Mal damit, wie ein Textverarbeitungsprogramm funktioniert … Wie sah es dieses Jahr aus? Welche Tools haben wir alle kennengelernt?

3.) Organisation des eigenen Lernalltags. Es morgens pünktlich zur Schule zu schaffen ist nicht immer leicht. Aber in den Stunden danach muss man sich eigentlich um nichts mehr kümmern, da ja gesagt wird, was man tun soll. Wie viel schwerer ist es, den kompletten Tag zu Hause zu arbeiten und sich selbst die Zeit richtig einzuteilen. Natürlich läuft das nicht von selbst und oft haben die Eltern das mitorganisieren müssen. Aber ich denke, dass alle hierbei schon sehr wertvolle Erfahrungen gemacht haben, wenn es dann später darum geht, fürs Abitur oder für Prüfungen an der Uni zu lernen.

4.) Den Wert des Unterrichts vor Ort schätzen lernen. Vieles lernen wir erst dann zu schätzen, wenn wir es nicht mehr haben. So fand ich es ganz spannend, dass viele Schüler im Anschluss an Schulschließungen oder Quarantäne davon gesprochen haben, wieder in die Schule zu „dürfen“ anstatt zu „müssen“.

5.) Flexibilität und Anpassung an schwierige Umstände. Wir wachsen mit unseren Aufgaben und je mehr wir davon bewältigen, umso stärker wird unser Selbstvertrauen. Ich habe bei vielen Schülern beobachtet, dass sie sich mittlerweile ziemlich gut an die Situation angepasst haben – vielleicht wird uns die „Generation Corona“ also noch richtig überraschen!