Obwohl es Klischees vom „dummen Fußballer“ oder vom „unsportlichen Streber“ auch heute noch gibt, ist den meisten schon bewusst, dass Sport und Lernen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern im Gegenteil unterstützen:
Sport fordert die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung des Gehirns, er baut Stress ab und sorgt für bessere Laune … alles prima Voraussetzungen, um auch beim Lernen erfolgreich zu sein.
Aber neben diesen eher neurobiologischen Gründen, gibt es auch ein paar psychologische Aspekte, die ich wichtig finde:
1.) Du arbeitest fokussierter. Wenn Du pünktlich zum Fußballtraining willst, dann ist nicht mehr so viel Zeit zum Lernen. Klingt erst einmal schlecht, kann aber auch gut sein. Wenn Deine Lernzeit durch äußere Umstände begrenzt ist, dann hast Du auch nicht so viel Zeit, erst einmal entspannt am Handy zu chillen oder 'ne Runde Netflix zu schauen, bevor es mit dem Lernen losgeht. Oder wie ist das bei Dir, wenn Du Dir ein ganzes Wochenende nur fürs Lernen freihälst? Wie produktiv bist Du dabei wirklich?
2.) Du hast mehr Chancen auf Erfolge. Egal ob Du Leistungssport betreibst, ins Fitnessstudio oder Tanzen gehst – sobald Du es regelmäßiger machst, wirst Du Dich automatisch verbessern. Das wiederum kann Dir Auftrieb geben, wenn es beim Lernen gerade nicht so rund läuft. Ich finde, sportliche und schulische Erfolge werden viel zu oft in verschiedene Waagschalen geworfen, weil man das eine ja freiwillig macht und das andere machen „muss“. Dabei können die beiden sich bestens gegenseitig bestärken, wenn sie in einen Topf geschmissen werden und daraus nach und nach die innere Überzeugung entsteht „Ich kann Ziele, die ich mir setze, auch wirklich erreichen!“
3.) Du kannst das Lernen „sportlicher“ nehmen. Natürlich läuft es im Sport auch nicht immer rund: Du verlierst unverdient, zeigst an einem Tag nicht die gewohnte Leistung oder wirst übel gefoult. Wie gehst Du dann damit um? Schmeißt Du alles hin und sagst: „Sport braucht doch kein Mensch!“ oder „Der Trainer ist Schuld!“ oder raffst Du Dich wieder auf, lachst drüber und machst weiter? Was davon kannst Du vielleicht aufs Lernen übertragen?
4.) Du trainierst, mit Deinem inneren Schweinehund umzugehen. Auch die sportlichsten meiner Schüler berichten mir immer mal wieder, dass sie keine Lust aufs Training haben, weil es regnet oder weil sie sich lieber mit Freunden treffen wollen. Irgendwie schaffen sie es dann aber trotzdem hinzugehen. Je häufiger wir dieser inneren Stimme, die uns vor zu viel Anstrengung bewahren möchte, NICHT nachgeben, desto leichter fällt es uns auch in anderen Bereichen.
5.) Du wechselst Deine Umgebung. Wenn wir zu lange am Schreibtisch sitzen, kommen irgendwann keine neuen Ideen mehr oder der berühmte „Klick“ beim Verständnis bleibt einfach aus. Dann hilft es, den Schreibtisch zu verlassen und irgendwas ganz anderes zu tun. Sport ist dabei eine klasse Option, weil ganz andere Bereiche des Gehirns angesprochen werden und nicht der Teil, der gerade einmal in Ruhe gelassen werden will. Und vielleicht bedankt sich dieser Teil bei Dir ja dadurch, indem dann plötzlich beim Duschen nach dem Sport ein kleiner Geistesblitz kommt, wie das fehlende Puzzleteil aussieht.
Natürlich ist es wichtig, eine sportliche Aktivität zu finden, die Dir auch grundsätzlich Spaß macht und nicht für noch mehr Stress sorgt. Hilfreich ist es auch, sich verbindlich mit anderen dafür zu verabreden oder in einen Verein einzutreten. Dann ist die Hemmschwelle größer, die Sporteinheit nicht vielleicht doch ausfallen zu lassen ;-)