Stell dir vor, wie sich altes Efeu mit seinen kräftigen Ranken an einer Mauer oder einem Baum festklammert. Ähnlich wie Efeu sucht sich auch neues Wissen in unserem Gehirn Ankerpunkte – Verbindungen zu bereits vorhandenem Wissen – und verfestigt sich so im Gedächtnis. Das geschieht nach dem Hebbschen Gesetz: „Zellen, die zusammen feuern, verknüpfen sich.“ Je häufiger wir neue Informationen mit Bekanntem verknüpfen, desto stärker wird die Verbindung.
Emotionen als „Dünger“ für das Lernen
Damit das Lernen „gedeiht“, spielen auch Emotionen eine große Rolle. Positive Gefühle wie Neugier oder Freude wirken wie Dünger für das Gehirn, fördern das Belohnungssystem und erleichtern das Anlegen neuer Verknüpfungen.
Negative Emotionen können jedoch das Gegenteil bewirken und blockieren. Deshalb ist es hilfreich, die eigenen Gefühle beim Lernen zu beobachten und möglichst positive Assoziationen zu schaffen. Sei daher sehr vorsichtig, wenn du auf Gedanken stößt wie „Ach, das brauche ich doch sowieso nie wieder!“ oder „Warum muss ich so einen langweiligen Kram lernen?!“
5 Methoden, um dein Vorwissen zu aktivieren
Hier sind fünf konkrete Strategien, die dir helfen können, dein Vorwissen zu aktivieren und neue Inhalte nachhaltig zu verankern:
1.) Mindmap oder Cluster erstellen: Notiere die wichtigsten Begriffe und Konzepte zum Thema und vernetze sie in einer Mindmap. Wenn du also beispielsweise das Thema ganzrationale Funktionen neu beginnst, könntest du Begriffe wie Geraden und Parabeln notieren und dazu Merkmale wie Steigung, Nullstellen oder Scheitelpunkt. So siehst du auf einen Blick, welche Themen dir schon vertraut sind und wo du Verknüpfungen für neues Wissen schaffen kannst.
2.) ABC-Liste mit bekannten Begriffen: Gehe das Alphabet durch und finde für jeden Buchstaben Begriffe, die dir zum Thema einfallen. Im Beispiel ganzrationale Funktionen zum Beispiel: A für Achsenabschnitte, G für Graph und S für Symmetrie. Selbst wenn du nicht tiefer in die Begriffe einsteigst, werden die Gehirnareale aktiviert, in denen sie abgespeichert sind.
3.) Eigene Fragen formulieren (Pre-Questions): Wenn du dir Fragen stellst, versetzt du dein Gehirn in den „Suchmodus“ und aktivierst automatisch dein Vorwissen – so als würdest du ein Rätsel lösen wollen. Dabei geht es nicht darum, die Fragen direkt zu beantworten, sondern die späteren Antworten schneller zu verstehen. Formuliere also beispielsweise Fragen in der Art: „Wie beeinflusst der höchste Exponent das Aussehen einer Funktion?“ oder „Wie berechnet man Nullstellen ganzrationaler Funktionen?“.
4.) Spekulieren anhand von Überschriften und Grafiken: Schaue dir vor dem eigentlichen Lernen einige Überschriften und Grafiken des neuen Themas an. Wenn du zum Beispiel eine Grafik einer Funktion dritten Grades siehst, überlege, was du bereits über quadratische Funktionen weißt und was es an Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu geben scheint. Dieser „erste Erkundungstrieb“ bereitet dein Gehirn vor und hilft, neue Informationen besser einzuordnen.
5.) Eine Vorgeschichte erzählen „Was bisher geschah“: Wenn eine neue Staffel deiner Lieblingsserie startet, gibt es oft einen kurzen Rückblick – und genau das kannst du auch für deinen Lernprozess nutzen! Mach es wie bei einer Serie: Du setzt dich hin und fasst zusammen, was du schon weißt. In unserem Beispiel ging es in Staffel 1 um lineare Funktionen und in Staffel 2 um quadratische. Was waren die Highlights? Was könnte uns jetzt in Staffel 3 erwarten?
Jede dieser Methoden hilft dir, dein Vorwissen zu aktivieren und neue Inhalte gezielt zu verknüpfen. Probiere aus, welche Technik für dich am besten funktioniert. Vielleicht entdeckst du dabei eine neue Lernstrategie, die dir hilft, Wissen langfristig zu sichern!