#115 - Warum Selbstgespräche beim Lernen helfen

„Bedeutende Gedanken sind Selbstgespräche.“ – Paul Nikolaus Cossmann

 

Selbstgesüräche führen?! –  Auf den ersten Blick mag das ungewöhnlich klingen. Wer spricht schon bewusst mit sich selbst, um klüger zu werden? Doch genau das steckt hinter einer einfachen, aber sehr wirkungsvollen Lerntechnik: Selbstinstruktionen.

Wenn wir laut oder innerlich aussprechen, was wir gerade tun, ordnen wir nicht nur unsere Gedanken – wir aktivieren gleichzeitig mehrere Prozesse im Gehirn:

Sprache: Wir formulieren bewusst, was wir denken, und prägen uns Regeln oder Formulierungen besser ein. So lassen sie sich in Stresssituationen leichter automatisiert abrufen.

Aufmerksamkeit: Indem wir etwas benennen, bleibt unser Gehirn fokussierter und macht seltener Fehler.

Optional Motorik: Wenn wir Selbstinstruktionen zusätzlich mit einer Geste verknüpfen – etwa beim Markieren oder beim Zeigen – verstärkt das die Wirkung nochmals, weil Sprache und Bewegung gekoppelt werden.

Dadurch wirken Selbstinstruktionen wie ein „Doppelklick fürs Gehirn“: Wir denken nicht nur, wir sprechen und verankern – und machen so unser Lernen robuster, auch unter Druck.

Diese Erkenntnis nutzt man beispielsweise in Japan in der U-Bahn. Zugführer müssen laut aussprechen, was sie gerade tun:

„Geschwindigkeit prüfen – okay.“

„Tür links – öffnen.“

Die Methode heißt Pointing and Calling. Studien zeigen, dass dadurch die Fehlerquote drastisch sinkt – ein beeindruckendes Beispiel, wie Selbstgespräche die Leistung steigern können.

Selbstgespräche beim Lernen

Auch beim Lernen können wir bewusst mit uns selbst sprechen – laut oder innerlich, je nach Situation. Das Ziel: Gedanken ordnen, komplexe Aufgaben Schritt für Schritt bearbeiten und die Aufmerksamkeit hochhalten.

Einige praktische Beispiele:

„Jetzt die wichtigsten Informationen unterstreichen – so finde ich sie später schneller wieder.“
→ Macht bewusst, was relevant ist, und erleichtert den Überblick.

„Einleitungssatz schreiben – dabei auf alle 5 Punkte achten: Textsorte, Autor, Titel, Erscheinungsjahr und Thema.“
→ Strukturiert das Vorgehen und verringert die Gefahr, etwas zu vergessen.

„Zuerst die Formel abschreiben – dann Schritt für Schritt vereinfachen.“
→ Hilft, direkt ins Handeln zu kommen und den Lösungsweg sichtbar zu machen.


Selbstinstruktionen helfen nicht nur beim Lernen, sondern auch bei Prüfungen, allgemein beim Problemlösen oder beim Planen komplexer Aufgaben. Wer regelmäßig mit sich selbst spricht, entwickelt gleichzeitig eine innere Struktur und ein besseres Problembewusstsein.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Starte mit kurzen, klaren Selbstinstruktionen. 
  • Sprich sie laut, wenn möglich – oder innerlich, wenn es unpassend ist.
  • Formuliere bewusst den Zweck jeder Handlung, z. B.: „Jetzt markiere ich die wichtigsten Punkte, damit ich sie später schneller wiederfinde.“
  • Nutze sie bei allen Lernaufgaben, von Textarbeit bis zu Matheproblemen.

Selbstgespräche sind einfach, praktisch und oft unterschätzt. Sie machen Gedanken klarer, reduzieren Fehler und stärken die Konzentration – und sind damit ein kleines, aber sehr effektives Werkzeug für erfolgreiches Lernen.

Und nicht zuletzt fördern sie die Selbstregulation: Wer bewusst mit sich selbst spricht, steuert nicht nur den eigenen Lernprozess aktiver, sondern baut auch eine Fähigkeit auf, die weit über einzelne Lernaufgaben hinaus wichtig ist.