#108 - Wenn der Sinn beim Lernen fehlt

6 Ebenen zur Analyse von Lernblockaden

 

Kennst du das? Du setzt die richtigen Lernmethoden ein – und trotzdem kommst du nicht weiter? Denn manchmal liegt die Blockade nicht an der Technik, sondern viel tiefer: in unseren Überzeugungen, unserem Selbstbild oder der Frage, ob das Lernen für uns überhaupt Sinn macht.

Die logischen Ebenen (nach Robert Dilts) helfen uns dabei, Lernblockaden zu verstehen und Veränderung gezielt an der richtigen Stelle anzusetzen. Wir starten also auf der unteren Ebene und arbeiten uns nach oben vor, bis wir beim Sinn und der Vision ankommen.

 

Die logischen Ebenen nach Dilts

 

Die sechs Ebenen in Bezug aufs Lernen

🔹 Umwelt: Wo und unter welchen Bedingungen lernst du? Kannst du dich gut konzentrieren, oder lenken dich Geräusche, Unordnung oder dein Handy ab? Eine störende Umgebung oder ein Mangel an Ruhe können uns blockieren.

🔹 Verhalten: Was tust du konkret beim Lernen? Lernst du gezielt oder springst du zwischen Themen hin und her, ohne Struktur? Manchmal liegt die Blockade im Verhalten selbst – etwa in unstrukturiertem Arbeiten oder ineffektiven Lernmethoden.

🔹 Fähigkeiten & Strategien: Hast du die passenden Lernstrategien? Fehlt es an der Fähigkeit, effektiv zu lernen oder mit schwierigen Themen umzugehen? Wenn du nie gelernt hast, wie du Wissen langfristig verankerst, wirst du dich schwer tun – egal, wie motiviert du bist.

🔹 Glaubenssätze & Werte: Was glaubst du über dich als Lernenden? Blockieren dich Überzeugungen wie „Ich bin einfach kein Mathe-Typ“ oder „Ich kann mir sowieso nichts merken“? Wenn du unbewusst daran glaubst, dass du sowieso scheiterst, wird dein Gehirn alles tun, um diesen Glauben zu bestätigen.

🔹 Identität: Wie passt Lernen zu deinem Selbstbild? Wenn du dich nicht als „guter Schüler“ siehst oder Lernen eher als Zwang empfindest, kann es sein, dass du dich selbst sabotierst.

🔹 Sinn & Vision: Und hier kommen wir zur entscheidenden Frage: Warum lernst du überhaupt? Ohne ein Gefühl für den tieferen Sinn hinter dem Lernen wird es schwierig, motiviert zu bleiben.

 

Wenn der Sinn fehlt: Tatjana Schnells Modell des Sinnerlebens

Denn selbst wenn du auf den unteren Ebenen alle Hindernisse aus dem Weg geräumt hast, kann ein fehlender Sinn dahinter dein Lernen sabotieren.


Also: Warum lohnt sich die Anstrengung überhaupt?

Hier hilft ein Blick auf die Forschung zum Thema Sinn. Die Psychologin Tatjana Schnell hat untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass Menschen ihr Handeln als sinnvoll erleben. Ihr Modell lässt sich nicht nur auf große Lebensentscheidungen anwenden, sondern auch darauf, wie wir das Lernen als sinnhaft empfinden – und damit als lohnender und motivierender. Sie beschreibt vier zentrale Faktoren, die dazu beitragen:

🔹 Kohärenz: Etwas passt in einen größeren Zusammenhang und lässt sich in unserem Denken und Handeln einordnen.

➡ Beispiel: Ein Schüler erkennt, dass Physik ihm hilft, auch andere Probleme systematisch zu analysieren – und plötzlich findet er das Fach sinnvoller.

🔹 Orientierung: Wir haben ein Ziel oder erkennen einen Zweck hinter unserem Tun.

➡ Beispiel: Eine Schülerin bemerkt, dass sie durch den Englisch-Unterricht immer mehr Dinge versteht und irgendwann sogar ihre Lieblingsserie im Original schauen kann.

🔹 Verbindung: Wir erleben Zugehörigkeit und soziale Eingebundenheit.

➡ Beispiel: Lernen mit Freunden oder in einer Lerngruppe kann den Spaßfaktor enorm steigern!

🔹 Bedeutung: Wir empfinden das Lernen als wertvoll und relevant, weil es uns befähigt, die Welt besser zu verstehen und mitzugestalten.

➡ Beispiel: Vielleicht erscheint dir Mathematik trocken, doch ein gutes Zahlenverständnis kann dir später finanzielle Sicherheit oder bessere berufliche Chancen ermöglichen.

So findest du Sinn im Lernprozess

Gerade in ungeliebten Fächern oder Themen lohnt es sich, den Blick zu weiten und zu fragen:

✅ Kohärenz: Gibt es eine Verbindung zwischen diesem Fach und anderen Dingen, die dir wichtig sind? Vielleicht hilft Geschichte dir, aktuelle politische Ereignisse besser zu verstehen, oder du erkennst Stilmittel aus dem Deutschunterricht in Werbebotschaften wieder und weißt um ihre Wirkung.

✅ Orientierung: Welche Fähigkeiten entwickelst du hier, die dir auch in anderen Bereichen des Lebens nützlich sind? Selbst wenn ein Thema dich nicht begeistert, könntest du zum Beispiel dein Zeitmanagement oder dein Durchhaltevermögen verbessern.

✅ Verbindung: Wie könntest du dich mit anderen beim Lernen verbinden? Eine Lerngruppe, ein Austausch mit Freunden oder ein Online-Forum können helfen, sich weniger allein zu fühlen.

✅ Bedeutung: Was könntest du persönlich für dich daraus ziehen, selbst wenn der Stoff vielleicht nicht direkt in deinem Leben Anwendung findet?

Schlussimpuls: Die Kraft des Sinns auf den Lernprozess

Selbst in Momenten, in denen wir uns gezwungen fühlen, etwas zu lernen, können wir immer noch entscheiden, welchen Sinn wir dem Lernprozess zuschreiben.

Denn wenn du diesen Sinn für dich findest, kann sich dein ganzer Lernprozess verwandeln. Plötzlich hast du mehr Motivation, bist weniger frustriert und entwickelst neue Wege, um Herausforderungen zu meistern.

Also: Welchen Sinn gibst DU deinem Lernen? Und wie verändert sich dadurch dein Lernweg?