#116 - Wie du kognitive Verzerrungen austrickst

3 typische Denkfehler beim Lernen

 

Beim Lernen geht es nicht nur darum, wie viel Zeit wir investieren oder welche Methoden wir verwenden. Oft ist es unser Denken, das uns im Weg steht. Wir alle tappen immer wieder in sogenannte kognitive Verzerrungen – Denkfallen, die unsere Wahrnehmung verzerren und uns das Lernen schwerer machen, als es sein müsste.

Diese Denkfehler können dazu führen, dass wir unsere eigenen Fortschritte nicht sehen, uns unnötig unter Druck setzen oder unser Können falsch einschätzen. Die gute Nachricht: Wenn wir diese Muster erkennen, können wir sie Schritt für Schritt verändern.

Im Folgenden stelle ich dir drei besonders typische Denkfehler beim Lernen vor – und zeige dir, wie du sie austricksen kannst.

 


1. Der Bestätigungsfehler

„Ich finde überall nur Beweise, dass ich in diesem Fach schlecht bin.“

Beim Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) nehmen wir vor allem das wahr, was unsere bestehenden Überzeugungen stützt. Wenn du denkst „Ich bin schlecht in Mathe“, dann siehst du jedes kleine Missgeschick als Beweis dafür. Kleine Erfolge dagegen blendest du aus oder schreibst sie dem Zufall zu.

Dein Ausweg: Den Gegenbeweis trainieren

Um dieser Falle zu entkommen, lohnt es sich, bewusst nach dem Gegenteil zu suchen:

  • Schreibe dir jeden Tag eine Situation auf, in der dir etwas gelungen ist – egal wie klein.
  • Stelle dir aktiv die Frage: „Welche Beweise sprechen dafür, dass ich doch Fortschritte mache?“

Mit der Zeit verschiebt sich so dein Fokus – und du beginnst, deine Lernfortschritte klarer zu sehen.

 


2. Alles-oder-nichts-Denken

„Wenn ich nicht alles weiß, bin ich durchgefallen.“

Dieses Denken ist im Lernkontext weit verbreitet: Wir neigen dazu, nur „Top oder Flop“ zu sehen. Eine Klausur mit 80 % richtig wird dann als „nicht gut genug“ abgetan, weil es ja keine 100 % sind. Kleine Fortschritte oder Teilerfolge wirken wertlos, und Fehler erscheinen übergroß.

Dein Ausweg: In Zwischenschritten denken

Statt nur zwischen Erfolg und Misserfolg zu unterscheiden, kannst du deinen Fortschritt auf einer Skala messen:

  • Frage dich: „Wo stehe ich heute auf einer Skala von 1 bis 10?“
  • Setze dir kleine Zwischenziele: Heute eine 6, beim nächsten Mal eine 7.
  • Feiere jeden kleinen Schritt – jede Etappe bringt dich näher ans Ziel.

Das nimmt Druck heraus, macht den Lernweg überschaubarer und stärkt die Motivation.

 


3. Der Dunning-Kruger-Effekt

„Ich kann das schon ganz gut – oder: Ich kann gar nichts.“

Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt ein spannendes Muster:

  • Menschen mit wenig Wissen überschätzen sich oft, weil sie nicht erkennen, wie komplex ein Thema ist.
  • Menschen mit mehr Wissen unterschätzen sich dagegen, weil ihnen immer bewusster wird, wie viel sie noch nicht wissen.

Beide Extreme können beim Lernen hinderlich sein: Die einen hören zu früh auf zu üben, die anderen verlieren unnötig an Selbstvertrauen.

Dein Ausweg: Realitäts-Checks einbauen

Um die eigene Einschätzung realistischer zu machen, hilft es, Feedback und Selbsttests einzuholen:

  • Bitte Lehrende, Lernpartner oder Freund:innen um eine ehrliche Rückmeldung.
  • Teste dich selbst: „Was kann ich schon frei erklären – ohne Spickzettel?“
  • Nutze Probeklausuren oder kleine Quizzes, um ein klareres Bild von deinem tatsächlichen Stand zu bekommen.

So findest du heraus, wo du wirklich stehst – und kannst dein Lernen gezielt anpassen.

Fazit

Manchmal ist nicht das Lernen selbst schwer – sondern die Brille, durch die wir es sehen. Unsere Denkfallen können uns blockieren, entmutigen oder täuschen. Aber sobald wir sie kennen, können wir bewusster mit ihnen umgehen.

Der erste Schritt ist das Erkennen. Der zweite ist, die eigene Perspektive Stück für Stück zu verändern. So gewinnst du nicht nur mehr Klarheit, sondern auch mehr Leichtigkeit beim Lernen.