#95 - Lernen mit der Feynman-Technik

„Wenn du es nicht einfach erklären kannst, hast du es nicht gut genug verstanden.“ – Albert Einstein
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Neben Albert Einstein zählt Richard Feynman zu den herausragendsten theoretischen Physikern des zwanzigsten Jahrhunderts. Beide waren sich einig, dass wahres Verständnis darin liegt, komplexe Ideen so zu erklären, dass sie einfach und klar nachvollziehbar werden. Während Einstein für seine klaren Gedankenexperimente bekannt ist, entwickelte Feynman eine Methode, die den Lernprozess für jedermann greifbar macht: die Feynman-Technik.

 

Was ist die Feynman-Technik?


Die Feynman-Technik ist ein wirkungsvolles Werkzeug, um Wissen aktiv zu verarbeiten und zu vertiefen. Sie beruht auf dem Prinzip, dass man ein Thema erst dann wirklich versteht, wenn man es in einfachen Worten erklären kann. Richard Feynman selbst war ein Meister darin, komplizierte Konzepte der Quantenmechanik so darzustellen, dass sie auch für Laien verständlich wurden.


Hier sind die Schritte der Feynman-Technik im Detail:


1. Thema wählen: Entscheide dich für ein Thema, das du lernen oder besser verstehen möchtest.


2. Einfach erklären: Schreibe das Thema in einfachen Worten auf, als würdest du es jemandem ohne Vorkenntnisse erklären. Wichtig ist, Fachjargon zu vermeiden und stattdessen klare, verständliche Sprache zu verwenden. Dabei kannst du dir vorstellen, du würdest es einem Kind oder einem interessierten Laien erläutern.


3. Wissenslücken identifizieren: Während du das Thema erklärst, wirst du vermutlich an Stellen kommen, an denen du ins Stocken gerätst oder du merkst, dass du den Sachverhalt doch nicht vollständig verstehst. Diese Lücken zeigen dir, wo du dein Wissen noch vertiefen musst. Notiere diese Punkte und gehe sie gezielt an.


4. Weiter recherchieren: Kehre zu den schwierigen Punkten zurück und arbeite daran, diese besser zu verstehen. Suche nach zusätzlichen Informationen, stelle dir selbst Fragen und versuche, die Erklärungen noch weiter zu vereinfachen.


5. Prozess wiederholen: Versuche nun, das Thema noch prägnanter und einfacher zu erklären und achte wieder darauf, ob du irgendwo ins Stocken gerätst oder etwas unverständlich ist. Bei Bedarf stelle weitere Recherchen an, um die Lücken zu schließen. Wiederhole diesen Prozess so lange, bis du das Thema ohne Schwierigkeiten und ohne Notizen erklären kannst.

 

Einsatz von Diagrammen und Skizzen

Richard Feynman war nicht nur für seine klaren Erklärungen bekannt, sondern auch dafür, dass er in der Quantenmechanik komplexe Berechnungen durch die berühmten Feynman-Diagramme systematisierte.

Analog dazu kannst du die Feynman-Technik durch einfache Skizzen und Diagramme ergänzen. Visuelle Darstellungen helfen nicht nur dabei, den eigenen Lernprozess zu unterstützen, sondern machen das Erklärte auch für andere leichter nachvollziehbar. Indem du Konzepte zeichnerisch darstellst, zwingst du dich, die zugrunde liegenden Strukturen und Zusammenhänge zu erkennen und vereinfacht wiederzugeben.

Für die Feynman-Technik selbst könnte ein Diagramm beispielsweise wie folgt aussehen:

 

Ein Diagramm zur Feynman-Technik

 

Warum die Feynman-Technik so effektiv ist


Die Feynman-Technik ist deshalb so effektiv, weil sie den Lernprozess aktiv gestaltet und dich ermuntert, Wissen nicht nur passiv aufzunehmen, sondern es anzuwenden und weiterzugeben. Dadurch wird das Wissen tiefer verankert und nachhaltig abrufbar gemacht. Außerdem spricht die Kombination aus Erklären, Visualisieren und iterativem Verbessern viele verschiedene Lernkanäle an. Gerade für die Vorbereitung auf mündliche Prüfungen oder Präsentationen ist diese Technik äußerst nützlich!


Natürlich ist es erst einmal etwas ungewohnt mit dem Erklären zu beginnen, bevor du das Thema zu 100% verstanden hast. Doch der Charme der Feynman-Technik liegt genau darin: Direkt zu merken, wo die Wissenslücken sind und diese dann passgenau zu schließen anstatt erst einmal sämtliche Hintergrundinformationen zu sammeln.


Ich merke auch immer, dass es eine gute Übung ist, einen Instagram-Post zu einem Thema zu verfassen. So kannst du dich also noch zusätzlich herausfordern, indem du das Thema mit maximal 2200 Zeichen (inkl. Hashtags und Emojis) erklären darfst.