#57 - Wie ändere ich die Perspektive auf Probleme?

4 Ideen, wie Du erzählerisch auf neue Lösungen kommst

 

Wenn wir selbst ein Problem haben oder mit einem problematischen Verhalten konfrontiert sind, ist es manchmal gar nicht so leicht, den Blick vom Problem zu lösen und nach möglichen Lösungen Ausschau zu halten. Wir erzählen dann immer die gleiche problematische Geschichte und schaffen es nicht, sie so „weiterzuschreiben“, dass sie zu einem Happy End führt.

Im sogenannten „narrativen Ansatz“ in der systemischen Beratung geht man davon aus, dass die Geschichten, die wir über uns selbst oder andere erzählen, einen großen Einfluss darauf haben, wie wir die Welt wahrnehmen. Dementsprechend kommen wir auch nicht auf eine Lösung, wenn wir immer wieder die gleiche Problemgeschichte erzählen.

Nicht nur in der Arbeit mit Jugendlichen kann es daher hilfreich sein, hier einmal die Parallele zum Deutschunterricht zu ziehen. Schließlich lernt man dort, welche Stellschrauben es bei der Erzählung von Geschichten gibt.

Wenn Du also merkst, dass Du immer wieder die gleiche problematische Geschichte erzählst, dann versuch doch einmal folgendes:

1.) Ändere die Erzählperspektive: Erzähl die Geschichte mal nicht aus Deiner Sicht, sondern aus der einer dritten Person. Du kannst Dich zum Beispiel in einen guten Freund hineinversetzen und ihn erzählen lassen, was da gerade bei Dir los ist. Oder aber Du wählst einen allwissenden Erzähler, der das ganze aus der Vogelperspektive betrachten kann. Was würde er beobachten?

2.) Ändere die Erzählzeit: Jetzt gerade ist das Problem voll da und nervt. Aber was ist in 5 Wochen oder in 3 Jahren? Spielt es da immer noch eine Rolle? Erzähl von der aktuellen Situation doch mal in der Vergangenheitsform: „Damals nervte es mich, dass ...“

3.) Ändere die Sprache: Warum versuchst Du nicht einfach mal, das Problem auf Englisch in Worte zu fassen? Oder Du benutzt Straßenslang oder gehobene Sprache, um zu formulieren, was gerade das Problem ist. Verändert sich dadurch etwas? Vielleicht kannst Du ja plötzlich über ein paar Aspekte des Problems schmunzeln?

4.) Ändere die Figurenkonstellation: Wer müsste jetzt – quasi am Höhepunkt der Handlung –  auftauchen, damit die Geschichte noch eine positive Wendung nimmt? Was genau würde dieser Held (anders) machen? Hast Du in Dir selbst vielleicht Aspekte von dieser Heldenfigur, die Du bisher noch gar nicht eingesetzt hast?

 

Natürlich gibt es noch weitere Stellschrauben ... Du kannst für die Geschichte auch ein anders Genre wählen oder sie in eine Zeit oder ein anders Land versetzen. Sei kreativ und geh das ganze mit Humor an – dann kommst Du umso schneller auf neue Ideen und Handlungsansätze!


Ich freue mich, dass Alexandra Lux mich gebeten hat, basierenden auf diesem Impuls einen Gastbeitrag für Ihren wunderbaren Lern-Blog Hundert Welten zu verfassen. Vielleicht hast Du ja mal Lust, reizulesen:

 

www.hundertwelten.de/mach-deine-probleme-zur-geschichte/